Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) und 24 weitere Fachgesellschaften fordern Einführung des Ernährungsscreenings

 

Systematische Screenings auf Mangelernährung und interprofessionelle Ernährungsteams sollen künftig fester Bestandteil in allen deutschen Krankenhäusern werden. Das ist die Forderung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) mit Unterstützung eines breiten Bündnisses von insgesamt 24 medizinischen Fachgesellschaften, darunter die Deutsche Gesellschaft für innere Medizin (DGIM) und die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG).

Insbesondere vor dem Hintergrund der geplanten Neustrukturierung der deutschen Kliniklandschaft müsse die einmalige Chance genutzt werden, Defiziten bei der Ernährungsversorgung entgegenzuwirken und Qualitätsstandards durchzusetzen. Absichtserklärungen wie die „Resolution zur Verbesserung der Ernährungsversorgung in Krankenhäusern“ des Europarats 2003, die „Vienna Declaration“ 2022 und zuletzt eine Stellungnahme der „Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung“ verweisen auf die Notwendigkeit, Mindeststrukturvoraussetzungen in Krankenhäusern zur Verbesserung der medizinischen Versorgungsqualität zu etablieren. Der Expert:innenkreis unterstützt dieses Anliegen mit Nachdruck.

Die unbehandelte Mangelernährung im Krankenhaus ist ein wesentlicher Faktor, der zur Verlängerung der Behandlungsdauer und der Erhöhung der Behandlungskosten in der stationären Versorgung beiträgt. 20 bis 30% aller stationär behandelten Menschen sind von Mangelernährung betroffen. Die Folgekosten krankheitsbedingter Mangelernährung in deutschen Kliniken werden auf mehrere Milliarden Euro jährlich geschätzt, während Ernährungstherapien und systematische Screenings mit verhältnismäßig geringem Aufwand zu realisieren sind. Zur Sicherstellung der ausreichenden Finanzierung und Bereitstellung personeller Ressourcen müsse zudem die Abbildung der Präventions- und Therapiekonzepte im DRG-System umgesetzt werden.

Die unter Federführung der DGEM veröffentlichte Stellungnahme mündet in der Forderung von vier konkreten Maßnahmen. Neben routinemäßigen Screenings von Patient:innen auf Mangelernährung bei Klinikaufnahme sollen Risikogruppen, wie beispielsweise Krebserkrankte oder Patient:innen mit Erkrankungen des Verdauungssystems künftig individuell begleitet werden und eine evidenzbasierte Ernährungstherapie erhalten. Des Weiteren sei die Einrichtung interprofessioneller Ernährungsteams unter Leitung der jeweiligen Fachärzt:innen in Kliniken der Versorgungsstufen 2 und 3 zur Sicherstellung ausreichender Ernährungskompetenz eine dringliche Maßnahme. Die gesicherte Vergütung entsprechender Leistungen müsse dieses Vorhaben untermauern.

Die Stellungnahme findet sich hier.