Das Netzwerk

 

Genese und Arbeitsweise

Das Kompetenznetzwerk ist ein strukturoffenes und ehrenamtliches Netzwerk aus Expertinnen und Experten, welches 2011 vom Bundesverband spezielle Lebensmittel (DIÄTVERBAND) e.V. initiiert wurde. Ziel des Netzwerks ist es, im interdisziplinären Austausch mit Ärtzeschaft, Fach- und Pflegekräften, Organisationen von Betroffenen sowie politischen Entscheiderinnen und Entscheidern die ernährungstherapeutische Versorgung von Patientinnen und Patienten über die Sektorengrenzen hinweg zu verbessern.

Im Zentrum der Aktivitäten steht daher der fachübergreifende Dialog, der durch regelmäßige Netzwerktreffen und gemeinsame Arbeitsergebnisse gefördert wird. Programmatisch liegt der Schwerpunkt der Netzwerkarbeit dabei auf den folgenden Bereichen:

  • Sicherstellung einer adäquaten ernährungstherapeutischen Versorgung durch sachgerechte Vergütung und Verordnung der medizinisch notwendigen Maßnahmen
  • Aufklärung über die Ursachen und Folgen eines kritischen Ernährungszustandes zur stärkeren Berücksichtigung von Mangelernährung in der ernährungs- und gesundheitspolitischen Debatte
  • Integration relevanter ernährungsmedizinischer Themenkomplexe in die medizinische und pflegerische Ausbildung
  • Unterstützung von Patientinnen und Patienten mit seltenen Stoffwechselerkrankungen und ihren Angehörigen
  • Etablierung von verpflichtenden Ernährungsscreenings als Qualitätsmerkmal der medizinischen Versorgung

Hierzu erstellen die Netzwerkpartnerinnen und -partner gemeinschaftlich detaillierte Analysen als Grundlage für begründete Empfehlungen und politische Initiativen. Dabei sind Transparenz und Unabhängigkeit zentrale Kriterien für die Zusammenarbeit im Netzwerk, welche ehrenamtlich und ohne Vergütung erfolgt.

Die Partnerinnen und Partner

 

Das Kompetenznetzwerk Enterale Ernährung setzt sich aus Expertinnen und Experten verschiedener Fachrichtungen und Berufsgruppen zusammen. Jede Partnerin und jeder Partner hat dabei einen individuellen thematischen Zugang. So ist gewährleistet, dass Problemfelder aus jeder Richtung beleuchtet werden: aus Sicht der Patientinnen und Patienten, der behandelnden Arztgruppen, der Ernährungsberatungen, der Betreuung und weiterer Fachkräfte. 

Ihr Engagement erfolgt ehrenamtlich neben der fachbezogenen beruflichen Tätigkeit.
Im Folgenden stellen sie sich und ihr Engagement im Kompetenznetzwerk Enterale Ernährung vor.


Tobias Hagedorn

Geschäftsführer der European Society for Phenylketonuria and Allied Disorders treated like Phenylketonuria (ESPKU)

Treuhänderisches Mitglied des Exekutivkomitees der Global Association for Phenylketonuria (GAP)

Ehemaliger Vorsitzender und Berater des Vorstands der DIG PKU in politischen Fragen der Deutschen Interessengemeinschaft für Phenylketonurie und verwandte angeborene Stoffwechselstörungen e.V. (DIG PKU)

Als Ehemann einer Patientin mit Phenylketonurie (PKU) engagiere ich mich seit 1997 ehrenamtlich in der unabhängigen Patientenselbsthilfe auf nationaler und internationaler Ebene. Das gemeinsame Ziel unserer Arbeit ist die Verbesserung der versorgungs- und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen, um allen Patientinnen und Patienten uneingeschränkten Zugang zu rechtzeitiger Diagnose und angemessener Versorgung zu ermöglichen.

Das Kompetenznetzwerk Enterale Ernährung bietet die optimale Gelegenheit zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch mit Vertreterinnen und Vertretern von Fachgesellschaften, Instituten und Diätassistentinnen und -assistenten zu aktuellen gesundheits- und versorgungspolitischen Themen.

Univ.-Prof. Dr. Julia B. Hennermann

Leitung der Villa Metabolica (Sektion Angeborene Stoffwechselerkrankungen)
Universitätsmedizin Mainz

Mein medizinscher Schwerpunkt ist die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit angeborenen Stoffwechselerkrankungen. Dies umfasst eine Gruppe von über 500 verschiedenen seltenen Erkrankungen. Grundprinzip der Behandlung vieler Stoffwechselerkrankungen ist eine spezielle diätetische Therapie, die schwere geistige oder körperliche Beeinträchtigungen der Betroffenen verhindert. Diese Patientinnen und Patienten benötigen lebenslang die Bereitstellung spezieller diätetischer Lebensmittel.

Als Ernährungsbeauftragte der APS (Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Stoffwechselstörungen) setze ich mich besonders für die Verbesserung der diätetischen Therapie angeborener Stoffwechselerkrankungen ein.

Lydia Lambert, M.Sc.

Diätassistentin, Clinical Nutrition (B. Sc.) & Biowissenschaftlerin (M. Sc.)
Projektentwicklerin bei der BA.Unternehmensgruppe
Dozentin an der Europäischen Fachhochschule im Bereich Ernährungstherapie/Clinical Nutrition
Promovendin der Medizinischen Wissenschaften (Dr. rer. medic.) im Universitätsklinikum Münster
Mitglied im Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V.

Während meiner beruflichen Laufbahn als Diätassistentin habe ich mich auf die enterale und parenterale Ernährungstherapie mit den Schwerpunkten Onkologie und chronisches Darmversagen spezialisiert. 

Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Mangelernährung sowie die Erhaltung eines guten Ernährungszustandes sind bekanntermaßen wirksame Maßnahmen, damit Patientinnen und Patienten ihre oft schwerwiegenden Therapien gut überstehen. Trotz dieses Wissens werden die Potenziale ernährungstherapeutischer Möglichkeiten bei weitem nicht ausgeschöpft.

Auch aus diesem Grund promoviere ich seit 2019 im Westdeutschen Tumorzentrum des Universitätsklinikums Münster zum Thema „Integration von Maßnahmen zur Verhinderung von Mangelernährung in den Behandlungsprozess von Patienten mit einem Lungenkarzinom“.

Das Kompetenznetzwerk Enterale Ernährung ist durch seine Expertinnen und Experten das ideale Netzwerk, um die ernährungstherapeutischen Potenziale in die ambulante und stationäre Versorgung zu tragen.

Gerda Kalle-Menne

Selbsthilfegruppe Glykogenose Deutschland e.V.
Schwerpunkt sozial- und gesundheitspolitische Belange

Als meine Tochter mit der Glykogen Speicherkrankheit (GSD) Typ I geboren wurde, habe ich die Selbsthilfe Glykogenose mitgegründet, deren Geschäftsführerin ich von 2006 bis 2018 war.

Glykogenosen sind seltene, erbliche Störungen im Kohlenhydratstoffwechsel.

Bei der GSD Typ I ist beispielsweise die Bereitstellung von Glukose durch einen Enzymmangel gestört. Die dadurch entstehende Unterzuckerung kann nur durch eine strikte diätetische Behandlung vermieden werden, die tiefen Blutzuckerwerten entgegenwirkt.

In der Selbsthilfegruppe Glykogenose vertreten wir die gesundheits- und sozialpolitischen Interessen unserer Mitglieder. Denn Patientinnen und Patienten, die an einer GSD leiden, müssen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen noch immer selbst um die Kostenübernahme lebensnotwendiger Präparate kämpfen. Die Bezahlung wichtiger Vitamine, Spurenelemente und Eiweiße, die mit der Diät nicht abgedeckt werden, ist dabei nur eines der Streitfelder.

Frauke Lang

Diätassistentin und ernährungsmedizinische Beraterin der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
1. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diätetik (APD) 

Die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Diätetik (APD) ist ein Netzwerk von Diätassistentinnen und -assistenten, Ökotrophologinnen und Ökotrophologen sowie Mitgliedern der Industrie und Kliniken, die im Bereich der Kindermedizin tätig sind. Wir arbeiten eng mit ernährungs- und naturwissenschaftlichen Institutionen, Gesellschaften und Verbänden zusammen, um die Qualität der diätetischen Behandlung, Beratung und Betreuung von Kindern, Jugendlichen und Familien nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu fördern.

Gleichzeitig wirken wir im Bereich der Ernährungsmedizin bei wissenschaftlichen Untersuchungen mit und klären über Diätetik und gesunde Ernährung in der Öffentlichkeit, sowie in Kinderkliniken, Kindergärten und Schulen auf.

Das Kompetenznetzwerk Enterale Ernährung bietet hier eine interessante und bereichernde Plattform, um sich mit vielen verschiedenen Expertinnen und Experten über die Thematik auszutauschen.

Hon.-Prof. Dr. med. Martin Merkel

Ärztlicher Leiter Endokrinologikum Hamburg

Im Rahmen meiner Tätigkeit als Endokrinologe betreue ich eine große Zahl von erwachsenen Patientinnen und Patienten mit angeborenen Stoffwechselerkrankungen.

Ein Großteil dieser Erkrankungen wird durch eine sehr spezielle Form der Ernährung therapiert, denn in vielen Fällen gibt es keine anderen klinischen Möglichkeiten, um schwere Schäden zu vermeiden. Ein bekanntes Beispiel ist die Phenylketonurie, die meist durch eine altersabhängige, strikte Diät therapiert wird.

Regelmäßige Kontrollen in einem Stoffwechselzentrum und die Bereitstellung und Erstattung spezialisierter Nahrungsmittel sind für diese und andere Menschen lebensnotwendig. Um dies nachhaltig zu gewährleisten engagiere ich mich im Kompetenznetzwerk Enterale Ernährung.

Prof. Dr. med. Thomas Reinbold

Klinik für Geriatrie am Klinikum Dortmund

Ich bin Arzt für Innere Medizin mit der Schwerpunktbezeichnung Gastroenterologie und den Zusatzweiterbildungen Diabetologie, Geriatrie und Notfallmedizin.

Nach langjähriger Tätigkeit als Leitender Oberarzt am Klinikum Lünen leite ich seit 2018 als Direktor die Klinik für Geriatrie am Klinikum Dortmund. Als Ernährungsmediziner und Orthomolekular-Therapeut habe ich seit nunmehr über 10 Jahren einen meiner Arbeitsschwerpunkte in der Behandlung der krankheitsbedingten Mangelernährung von Klinikpatientinnen und -patienten. Meine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Ernährung und Stoffwechsel, Mobilität und Kognition im Alter.

Ich arbeite in zahlreichen Projekten und Gremien aus Expertinnen und Experten im Bereich Ernährungsmedizin mit und bin Lehrbeauftragter der Europäischen Fachhochschule im Bereich Ernährungstherapie/ Clinical Nutrition.

Lars Selig, M.Ed.

Diätassistent, Medizinpädagoge
Leiter der Ernährungsmedizin Universitätsklinikum Leipzig
Referatsleiter „Diättherapie und Ernährungsberatung“ im Verband der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e.V.

Als Diätassistent und als Leiter der Ernährungsmedizin im Universitätsklinikum Leipzig gehört die Behandlung von unzureichenden Ernährungszuständen zu meinem Alltag. Leider ist Mangelernährung trotz einer hohen Prävalenz noch immer ein medizinisch, gesellschaftlich und politisch unterrepräsentiertes Thema.

Mein Ziel ist daher die thematische Sensibilisierung aller Beteiligten, das Vorantreiben der Diagnostik und die Implementierung von geeigneten Behandlungskonzepten. Vor diesem Hintergrund schätze ich im Kompetenznetzwerk Enterale Ernährung besonders den fachlichen Austausch mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichsten Bereichen der Ernährungsmedizin.

Dieser ermöglicht die ganzheitliche Betrachtung der Thematik und eine Erweiterung des eigenen fachtheoretischen und fachpraktischen Horizonts.

Prof. Dr. med. Johannes G. Wechsler

Internist, Gastroenterologe und Ernährungsmediziner
Präsident Bundesverband Deutscher Ernährungsmediziner e.V. (BDEM e.V.)

Als Internist, Gastroenterologe und Ernährungsmediziner betreue ich zahlreiche Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen, die einer differenzierten Ernährungstherapie bedürfen.

Dies sind z.B. Menschen die an Tumoren leiden, oder Betroffene mit Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder Kurzdarmsyndrom. Auch Patientinnen und Patienten mit Adipositas gehören zum Schwerpunkt meiner Tätigkeit.

Auf die Mangelernährung richten wir in unserem Team dabei besondere Aufmerksamkeit. Für diese Patientinnen und Patienten ist oft ein spezielles Ernährungsangebot erforderlich, was eine entsprechende Kompetenz der behandelnden Ärztinnen und Ärzte, des Ernährungsteams und die optimale Information der Patientin und des Patienten voraussetzt.

Prof. Dr. Arved Weimann

Viszeralchirurg mit Schwerpunkt onkologische Chirurgie
Leiter der Arbeitsgruppe Guideline Clinical Nutrition in Surgery für die European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN)

Durch meinen Schwerpunkt in onkologischer Chirurgie habe ich regelmäßig mit dem Thema Mangelernährung zu tun, an der besonders Tumorpatientinnen und -patienten häufig leiden.

Unerkannt kann sie zu schweren postoperativen Komplikationen führen, was eine frühe Diagnose und Behandlung essentiell für die Genesung dieser Risikopatientinnen und -patienten macht. Im Optimalfall kann Mangelernährung vollständig vermieden werden, was entsprechende Aufklärung und Vorbeugemaßnahmen zu einer hohen Priorität im medizinischen Alltag macht.

Effizient lässt sich Mangelernährung jedoch nur durch enge Kooperation und Kommunikation aller am Prozess beteiligter Akteure bekämpfen. Daher schätze ich das Kompetenznetzwerk besonders im Sinne seiner gemeinsamen interdisziplinären Initiative.

Priv.-Doz. Dr. med. Frank Jochum 

Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Evangelischen Waldkrankenhauses Spandau und Chefarzt der Klinik für Neonatologie des Martin-Luther-Krankenhauses in Berlin-Wilmersdorf 

Ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM), Kongresspräsident 2022 

Ich bin Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin mit den Schwerpunkten Neonatologie und spezielle pädiatrische Intensivmedizin. Seit Beginn meiner Berufslaufbahn nimmt dabei die klinische Ernährung von Kindern und Jugendlichen einen hohen Stellenwert ein. Ernährungsmedizin ist ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Betreuung und gerade in der Kinder- und Jugendmedizin ist die klinische Ernährung Grundlage für Wachstum und Entwicklung und Voraussetzung für die Heilung und Genesung. 

Zentrales Ziel meiner Arbeit ist es, die ernährungsmedizinische Kenntnisse in Gesellschaft, der Politik und den assoziierten Berufsgruppen bekannt zu machen sowie Ernährungsmedizin in die medizinische Ausbildung adäquat zu integrieren.  

Prof. Dr. med. Rainer Wirth

Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum 

Ich bin Direktor der Klinik für Altersmedizin und Frührehabilitation und Lehrstuhlinhaber für Geriatrie an der Ruhr-Universität Bochum.

Im Bereich der Altersmedizin sind Ernährungsstörungen eine extrem häufige Komorbidität, deren gravierende Folgen, trotz entsprechender Studienlage, bisher kaum wahrgenommen werden. Dabei sind Ernährungsstörungen durch eine ernährungsmedizinische Therapie, zum Beispiel mit Hilfe bilanzierter Trinknahrungen, gut behandelbar.

Als Vorsitzender der Arbeitsgruppe Ernährung und Stoffwechsel der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie setze ich mich für eine Verbesserung dieser Situation ein.

Hier bedarf es dringend weiterer Aufklärung und der flächendeckenden Implementierung der entsprechenden Leitlinien und damit auch eines obligatorischen Screenings auf Mangelernährung bei älteren Patientinnen und Patienten.