Ernährungsmedizin im Fokus: Dr. Stephan Pilsinger MdB (CSU) zu Besuch im Barmherzige Brüder Krankenhaus München

Ernährungsmedizin als Schlüsselfaktor
Ernährung ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung – ihre Bedeutung wird jedoch im Klinikalltag noch oft unterschätzt. Jährlich sind über drei Millionen Patientinnen und Patienten in deutschen Krankenhäusern von krankheitsbedingter Mangelernährung betroffen, bis zu 25 Prozent aller stationär Behandelten leiden darunter. Die Folgen sind längere Krankenhausaufenthalte, höhere Komplikationsraten und erhebliche Mehrkosten von schätzungsweise bis zu 8,6 Milliarden Euro pro Jahr. Frühzeitige Diagnose und Therapie könnten rund 55.000 Todesfälle jährlich verhindern.
Das Barmherzige Brüder Krankenhaus München hat frühzeitig Strukturen aufgebaut, um dieser Problematik entgegenwirken. 2024 wurde gemeinsam mit der AOK Bayern der erste Qualitätsvertrag für Mangelernährung nach §110a SGB V abgeschlossen. Zentrales Element ist ein verpflichtendes Screening aller Patientinnen und Patienten bei Aufnahme, ergänzt durch individuelle Therapiepläne und ein strukturiertes Entlassmanagement. Damit gilt das Klinikum bundesweit als Vorreiter in der Ernährungsmedizin.

Praktische Einblicke in die Versorgung
Während des Rundgangs durch die geriatrische Abteilung erhielt Dr. Pilsinger Einblicke in die praktische Umsetzung der ernährungsmedizinischen Konzepte. Dort wird einmal pro Woche gemeinsam mit dem ZEP für die Patientinnen und Patienten gekocht und gebacken. Hochkalorische, eiweißreiche Speisen wie Waffeln, Kuchen oder Smoothies – im Rahmen des Projekts „Kraftikus“ – werden direkt auf den Stationen verteilt und stoßen regelmäßig auf große Begeisterung. Ziel ist es, durch eine protein- und energiereiche Ernährung den Verlust von Muskelmasse zu verhindern und die Genesung nach Stürzen oder Operationen zu unterstützen.
Darüber hinaus besichtigte Dr. Pilsinger die Räumlichkeiten des ZEP. Dort wurden die interdisziplinären Strukturen vorgestellt, die von Ernährungstherapeutinnen, Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und Psychologen gemeinsam getragen werden. Dieses Zusammenspiel ermöglicht eine passgenaue Versorgung, die medizinische, psychologische und soziale Faktoren gleichermaßen berücksichtigt.

Der Austausch wurde von allen Beteiligten als äußerst positiv wahrgenommen. Dr. Pilsinger berichtete, dass er in seiner hausärztlichen Tätigkeit häufiger mit Adipositas als mit Mangelernährung in Berührung kommt und zeigte sich aus diesem Grund besonders interessiert an den Erfahrungen aus dem Klinikalltag sowie am Modellprojekt zur systematischen Versorgung von krankheitsbedingter Mangelernährung. Im Gespräch wurde hervorgehoben, dass in der Bevölkerung zwar ein Bewusstsein für Ernährung vorhanden ist, es jedoch an politischen Rahmenbedingungen und einer flächendeckenden Strukturversorgung fehlt.
Der Besuch von Dr. Stephan Pilsinger MdB am Barmherzige Brüder Krankenhaus München ermöglichte eine konstruktive und eine engagierte Diskussion über wichtige Fragen zur enteralen Ernährung. Besonders positiv aufgenommen wurde sein Interesse, die Erfahrungen aus der Klinik in die gesundheitspolitische Diskussion einzubringen und die Rahmenbedingungen für eine bessere Versorgung weiterzuentwickeln.
