Fachgespräch im Gesundheitsausschuss: „Mangelernährung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen“, 14. Juni 2023

 

Am 14. Juni 2023 befasste sich der Ausschuss für Gesundheit im Bundestag in einem Fachgespräch mit dem Thema „Mangelernährung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen“. Zur Beantwortung wichtiger Fragen von allen Parteien waren Frau Dr. Kristin Hünninghaus (Universitätsklinik Essen), Prof. Thomas Reinbold (Klinikum Dortmund), Prof. Matthias Pirlich (DGEM), Frau Dr. Henriette Neumeyer (DKG), Petra Blumenberg (APS e.V.) und Frau Dr. Antje Tannen (DNQP) als Expert:innen vor Ort und digital zugeschaltet.

 


Das Fachgespräch war ein erster bedeutender Schritt, um ein wichtiges, aber auch zugleich vernachlässigtes Thema, zu adressieren – die krankheitsbedingte Mangelernährung. An den Fragen der Abgeordneten wurde deutlich, dass bei der Politik nur wenig Kenntnisse in diesem Bereich bestehen.

20-30 Prozent aller Menschen, die in Krankenhäuser eingewiesen werden, sind am Tag der Aufnahme bereits mangelernährt. Das hat eklatante Folgen: So sind die Krankenhausaufenthaltsdauer, die Wiederaufnahme- und die Mortalitätsrate bei Personen mit Mangelernährung deutlich erhöht, wie der Sachverständige Prof. Pirlich erklärte.

Dabei gibt es unkomplizierte Mittel und Wege, dem entgegenzuwirken ­– wie z.B. durch ein systematisches Ernährungsmanagement. Ein wesentlicher Teil dessen ist das Ernährungsscreening. Die DGEM empfiehlt beispielsweise einen Screeningbogen, mit welchem durch wenige Fragen ein mangelhafter Ernährungszustand bereits bei der Aufnahme im Krankenhaus festgestellt werden kann (NRS 2002). Prof. Reinbold wies darauf hin, dass neben der positiven gesundheitlichen Wirkung nicht vergessen werden solle, dass Screenings zu enormen Kosteneinsparungen führten. Momentan belaufen sich die Kosten, die dem Gesundheitswesen durch Mangelernährung entstehen, auf ca. vier Milliarden Euro. Sowohl eine gute Ernährungstherapie als auch eine Steigerung der ernährungsmedizinischen Kompetenz bei ärztlichem und pflegerischem Personal würden dabei helfen, die Mortalitäts- und Wiederaufnahmeraten sowie die Krankenhausaufenthaltsdauer der Patient:innen erheblich zu senken.

Ein weiteres Problem, das thematisiert wurde, ist die unzureichende Finanzierung von Diagnostik und Behandlung in Kliniken. Der OPS-Code für ernährungsmedizinische Komplexbehandlung sei aufgrund fehlender Kalkulationsdaten nicht erlösrelevant, so Prof. Reinbold. Des Weiteren wurde sei der Code für die Anwendung im Krankenhaus teilweise zu aufwendig konzipiert.
 


Wie Frau Dr. Hünninghaus anmerkte, sei zu beachten, dass die Ernährung im Krankenhaus ebenfalls eine Rolle in der Bekämpfung von Mangelernährung spiele. In vielen Krankenhäusern ist das Essen „weder gesund noch schmackhaft“, so die Medizinerin. Das verstärkt diverse Mängel und beeinträchtigt somit auch den Heilungsverlauf.